Das neue Album Justice – Woman steht bevor, höchste Zeit die Tracklist anzuschauen. Als Justice im Jahre 2007 erstmalig mit ihrer alles zermalmenden Dekonstruktion sämtlicher Genres – von Techno, Pop, R’n’B und Electro, bis hin zu Funk, Metal oder wonach ihnen sonst noch der Sinn stand – auf der Bildfläche erschienen, etablierten sie sich schnell als einer der angesagtesten, französischen Musikexporte.
Auf ihrem zweiten, 2011 veröffentlichten Album „Audio, Video, Disco“ loteten sie jene akustischen Grenzen weiter aus. Im Zuge dieses bombastischen und mit klassischen, ‘70er Rock-Elementen verzierten Bollwerks, einer Mélange unterschiedlichster Einflüsse wie Queen und Yes, Frankie Knuckles oder Prince, reisten sie auf einer stürmisch umjubelten Tour rund um den Globus, gespickt mit Headliner-Slots auf Festivals wie dem Coachella oder dem Lollapalooza.
In Folge einer fünfjährigen Funkstille schickte das Duo mit „Safe And Sound“ plötzlich den perfekten Single-Vorboten ihres kommenden Studioalbums ins Rennen. Ein wahres Klangstatement aus geschlagenen Bässen, funkelnden Synthesizern und für zusätzliche Dramatik sorgende, wirbelnde Disco-Strings im Geiste von Love Unlimited.
„Woman“ entführt auf abenteuerliches Terrain: Angefangen mit dem elastischen R’n’B-Pop von „Pleasure“ wird der Hörer in die reißenden Ströme von „Alakazam“ gesogen, um bei „Fire“ kurz darauf Zeuge eines eitlen Dancefloor-Duells pulsierend elektronischer Piano- und Clavinet-Parts zu werden und schließlich auf „Stop“ kurz innezuhalten und Luft zu holen – ein bittersüßes Stück Disco-Pop, ergänzt um einen ihrer besten Refrains überhaupt.
Auf „Randy“ holen die beiden ihren „Audio, Video, Disco“-Weggefährten Morgan Phalen mit einem Gesangspart ins Boot, für den Michael McDonald einen Doobie Brother aus dem Weg geschafft hätte (sofern Michael McDonald Fan wuchtiger Electro-Hiebe gewesen wäre). Und dann wäre da noch „Love S.O.S“, eine der größten Disco-Hymnen, die einem jemals zu Gehör gekommen sind und die, von einer aufheulenden Synthie-Sirene begleitet, perfekt die Balance zwischen Euphorie und Herzschmerz hält.
Das Geheimnis dieser Aufnahmen scheint ein gewisser Live-Ansatz zu sein, der sich hörbar durch alle Tracks des Albums zieht. Was nach einem live Drum-Track klingt, ist tatsächlich ein ordentlich bearbeitetes 808-Segment und was zweifelsohne nach einem Theremin klingt, entpuppt sich als Frau, die eine singende Säge zum Besten gibt. So lässt sich keiner der Songs in nur eine Schublade stecken. Und das zeigt sich bereits auf halber Albumlänge bei „Chorus“, ein Track der jede noch so sorgfältige Herleitung zum nächstmöglichen Schritt überflüssig macht. Wie soll man das nennen? Glitch-Techno? SciFi-Prog? Oder Himmelsdisco?
Nur ein Narr würde versuchen, ihren nächsten Schritt zu prophezeien. Allem voran, Justice selbst.
01.Justice – Safe And Sound 5:46
02.Justice – Pleasure 4:16
03.Justice – Alakazam ! 5:11
04.Justice – Fire 5:34
05.Justice – Stop 4:57
06.Justice – Chorus 7:09
07.Justice – Randy 6:38
08.Justice – Heavy Metal 4:31
09.Justice – Love S.o.s 5:04
10.Justice – Close Call 5:08